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Pfizermed / Therapiegebiete / Gentherapie / Immunologische Aspekte
Um sich vor Krankheitserregern (wie Bakterien, Viren, Parasiten und Pilzen) oder auch vor anderen Einflüssen oder Schadstoffen zu schützen, löst der menschliche Körper eine Immunreaktion als Antwort auf die Erreger aus, um diese zu bekämpfen.1
Da für die Gentherapie Viren als Vektoren eingesetzt werden, stellen Immunreaktionen ein potenzielles Hindernis dar.
Das Immunsystem kann sowohl die Kapsid-Komponenten (das Kapsid ist die Verpackung des viralen Genoms) als auch das Transgen (die funktionelle Kopie des krankheitsverursachenden Gens, das mit dem Gentherapievektor in den Körper gebracht wird) als "fremd" ansehen und somit eine Immunreaktion auslösen.2-5
Daher können sowohl eine bereits bestehende Immunität gegen das Kapsid als auch eine Immunreaktion gegen das Transgen wichtige Faktoren für die Durchführbarkeit und den Erfolg einer Gentherapie darstellen.2
Das angeborene Immunsystem5-11
Das angeborene Immunsystem ist für die Erkennung und Bekämpfung von Infektionen in den ersten Stunden und Tagen nach der Exposition gegenüber einem neuen Krankheitserreger verantwortlich. Diese Reaktion ist nicht spezifisch für einen bestimmten Krankheitserreger, sondern für alle Krankheitserreger gleich und fungiert als erste Verteidigungsinstanz unseres Körpers. Aufgrund dieser nicht spezifischen Reaktion, wird das angeborene Immunsystem auch als "unspezifisches Immunsystem" bezeichnet.
Im Zuge dieser Reaktion auf einen Krankheitserreger werden Substanzen freigesetzt, welche zu einer erhöhten Durchblutung führen und die Blutgefäße durchlässiger machen. Das erlaubt den Zellen des angeborenen Immunsystems, den sogenannten natürlichen Killerzellen und Fresszellen (Phagozyten), an den Infektionsort zu gelangen.
Das angeborene Immunsystem verfügt, im Gegensatz zum erworbenen Immunsystem, über kein immunologisches Gedächtnis. Das bedeutet, dass das angeborene Immunsystem bei einer erneuten Infektion genauso wie beim ersten Mal reagiert, wohingegen das erworbene Immunsystem schneller und stärker auf eine neuerliche Infektion mit dem Krankheitserreger reagiert.
Das erworbene (adaptive) Immunsystem1
Das erworbene Immunsystem reagiert spezifisch auf einen Krankheitserreger und bietet einen langanhaltenden Schutz. Erworbene Immunantworten werden von Lymphozyten (B- und T- Zellen) ausgeführt. Hierbei gibt es zwei Arten von Immunantworten, die humorale und zelluläre (siehe Abb. 1).
Abb. 1: Die Stadien des adaptiven Immunsystems. Das Antigen auf Antigen-präsentierenden Zellen aktiviert B- und T-Lymphozyten, welche sich klonal vermehren und sich in Effektorzellen (Lymphozyten, die für die Zerstörung von Krankheitserregern sorgen) differenzieren. Bei der humoralen Immunantwort produzieren B-Lymphozyten Antigen-spezifische Antikörper, die das Antigen erkennen und eliminieren.1,5 Die zelluläre Immunantwort sorgt mittels zytotoxischer T-Zellen (Tz), natürlicher Killerzellen (NK) und Makrophagen für die Zerstörung der infizierten Zellen. TH= T-Helferzellen
Rekombinante AAV (rAAV) Viren sind auf Grund ihres relativ milden pro-inflammatorischen Profils als Gentherapievektoren recht attraktiv. Trotzdem kann eine initiale angeborene Immunantwort gegenüber dem verwendeten rAAV stattfinden und auch eine bereits existierende Immunität gegenüber gewisse AAV Serotypen kann eine Rolle spielen.2
Angeborene Immunantwort
Interaktionen des zellulären Immunsystems mit den rekombinanten AAV Vektor Komponenten (Transgen oder Kapsid) können die Effizienz einer Gentherapie ebenfalls stark beeinflussen.2 Nach der Aufnahme des viralen Vektors in die Zelle (via Endozytose), kann der rekombinante AAV Vektor in den Endosomen abgebaut werden. Vektorkomponente und das Transgen werden durch sogenannten PRR‘s (englisch für ‚pattern recognition receptors‘) erkannt, die eine angeborene Immunantwort auslösen.15
Erworbene Immunantwort
Im Laufe unseres Lebens können wir auf natürliche Weise mit AAV (Adeno-Assoziierten Viren) in Kontakt kommen, wodurch eine Immunität aufgebaut wird (erworbenes Immunsystem).2,16
Dieser Kontakt (Exposition) mit AAV führt zur Bildung von Gedächtniszellen (T und B Gedächtniszellen). Bei einem erneuten Kontakt mit den Viren wird das angeborene Immunsystem durch Antigen-präsentierende Zellen getriggert, was zur Ausschüttung von pro-inflammatorischen Zytokinen führt und die neutralisierende Antikörper Produktion sowie die Expansion eines Pools von bereits bestehenden CD8+ T-Gedächtniszellen startet.2,13,16
Das Kapsid des für die Gentherapie veränderten Vektors ist dem natürlichen viralen Kapsid sehr ähnlich. Frühere Infektionen mit einem natürlich vorkommenden (Wildtyp) AAV können eine Immunreaktion gegen den Gentherapievektor auslösen. Diese bereits vorhandene Immunität kann die Virenübertragung in die Zielzellen hemmen, wodurch die Wirksamkeit der Gentherapie eingeschränkt wird.2
Abb. 2: Humorale Immunantwort. Durch eine vorangegangene AAV Infektion, können neutralisierende Antikörper (nAKs) gegen den bei der Gentherapie verwendeten AAV Vektor im Patienten vorliegen. Diese nAKs erkennen die Gentherapievektoren, markieren sie und verhindern so die Infektion der Zielzelle und die Übertragung des Transgens.2,13,16
Abb. 3 : Die zelluläre Immunantwort auf rekombinante AAV (rAAV) Vektoren. Durch die zelluläre Immunantwort wird eine zytotoxische T-Zellantwort ausgelöst, wodurch die infizierte Zelle attackiert und zerstört wird. Der rAAV Vektor wird nach Bindung an den Zielzellrezeptor über einen Prozess, der Endozytose genannt wird, in das Zytoplasma der Zelle aufgenommen, wo er im sog. Endosom weitertransportiert wird. Nach dem Freisetzen aus dem Endosom passiert der Vektor die Kernmembran und gibt das Transgen an den Zellkern ab. Der Vektor kann nach dem Auflösen des Endosoms und bevor er die Kernmembran erreicht auch von Proteasomen erkannt und abgebaut werden. Dadurch werden Antigenpeptide generiert, die danach an der Zelloberfläche von MHC Klasse I Molekülen präsentiert werden. Diese Moleküle können spezifisch von zytotoxischen T-Zellen erkannt werden. Aktivierte T-Zellen attackieren oder zerstören die infizierte Zelle, was zum Verlust der Transgenexpression und somit auch des therapeutischen Effekts führt.5,15,16,18,19
Bild adaptiert von Vandamme C,et al 20175, Baruteau J, et al. 201716 und Collela P, et al 201819
Immunreaktionen gegen den verabreichten Vektor können die erwartete therapeutische Wirkung der Gentherapie in folgender Weise beeinflussen:
Um die therapeutische Wirksamkeit der Gentherapie zu optimieren, müssen sowohl humorale als auch zelluläre Immunantworten berücksichtigt werden. Es werden derzeit viele Strategien diskutiert bzw. in klinischen Studien untersucht.
Zu den aktuellen Überlegungen zum Management humoraler Immunantworten zählen unter anderem:
Folgende Maßnahmen werden derzeit ergriffen, um die zellulären Immunantworten zu managen:
Referenzen:
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